„Lasst den Weg zum Annaberg nicht mit Gras bewachsen!“ mahnte der vor genau 200 Jahren verstorbene Lehrer und Kaplan in Tungerloh-Capellen, Johann Bernhard Wiesch. Es sind nur noch wenige, die dieser Mahnung folgen. So machten sich am Samstag gut zwanzig Pilger und Pilgerinnen auf den Weg von der St. Antonius-Kapelle in Tungerloh zum Annaberg in Haltern.
Urkundlich bereits seit 1556 gibt es die Wallfahrt von Tungerloh nach Haltern. War die Wallfahrtskapelle auf dem Annaberg in der Vergangenheit Ziel zahlreicher Pilgerwanderungen, so ist die aus Tungerloh mittlerweile die einzige, die fußläufig den Weg dorthin bewältigt. „Knapp 33 Kilometer misst der komplette Weg“ weiß Klaus Herbstmann, einer der alljährlichen Organisatoren. Doch sei es möglich, je nach Kondition und Zeit, an einem der Rastpausen einzusteigen. So trafen sich am frühen Samstagmorgen, immer am dritten Wochenende im August, knapp zehn Pilger, um den gesamten Weg zu bewältigen. Interessant ist, dass diese Wallfahrt stets von Laien der Gemeinde organisiert wird. Nach dem Morgenlob ging es zielstrebig „auf Schusters Rappen“ in Richtung Hochmoor. Nach einer kleinen Stärkung, mittlerweile hatten sich weitere Pilger angeschlossen ging es, singend und betend weiter über den „Preinhook“ nach Reken. „Es gab überraschte und neugierige Blicke, wenn uns Radfahrer oder Spaziergänger entgegen kamen“, so Herbstmann. Ziel der Mittagspause war die Museumskirche in Reken. Unter dem Glockengeläut zogen die Pilger hier ein. „Die schönste Strecke liegt jetzt vor uns“ meint Ludger Osterkamp der schon `seit ich denken kann` dabei ist. Über Wald- und Wiesenwege geht es durch die Hohe Mark. An der Marienkapelle in der Nachbarschaft „Surendorf“ wurden die Pilger bereits erwartet. Die angebotenen Getränke wurden gerne angenommen. Die Küsterin aus Reken Frau Stein bedachte die Pilger mit einem Gebet und einer Einstimmung zu Mutter Anna. Thomas Heisterkamp als Vorbeter rief dann die Pilger zum Aufbruch zur nächsten Station dem Uhlenhof in Haltern auf. Mittlerweile zeigte sich die Sonne immer mehr und nach den kleinen Niederschlägen wurde es recht schwül, was auch die Stechfliegen auf den Plan rief. „Aber da sind wir eigentlich alle gut vorbereitet“ weiß Ludger Osterkamp aus Erfahrung. Nach knapp einer zehnstündigen Wanderung durch die sommerliche Natur ist die Wallfahrtskapelle auf dem Annaberg in Sicht. Die Glocke läutet beim Einzug der auf gut zwanzig angewachsenen Pilgerzahl. „Es ist immer wieder erhebend, den Annaberg erreicht zu haben“, so Heisterkamp. „Die Wallfahrt, bei der nicht nur gesungen und gebetet wird sondern auch Raum für Gespräche bietet, lässt auf Kleinigkeiten im Leben schauen“, so K. Herbstmann. Pfarrer Wenning spendete den Pilgern in der Kapelle den Abschlusssegen, nachdem die große mitgebrachte Wallfahrtskerze entzündet worden war. Zeit genug blieb, um der „Mutter Anna“, wie die in Haltern verehrte Hl. Anna, liebevoll genannt wird, Dank und Bitten vorzutragen.
„Die Zeit der großen Prozessionen ist vorbei“ resümiert Klaus Herbstmann. Zählte man vor 30 Jahren noch knapp 100 Pilger, so ist diese Zahl sehr geschrumpft. Die Organisatoren hoffen, zumindest mehr als zwanzig Teilnehmer halten zu können. „Ohne pessimistisch zu sein: