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Neue Bilder für den Marienaltar

Eine Kopie der Verkündigungsszene des sogenannten „Orlier Altars“ schmückt im Rosenkranzmonat Oktober unsere Pfarrkirche. Das spätgotische Werk des Malers Martin Schongauer fügt sich stilistisch gut in die Pankratiuskirche ein, die ebenfalls im ausgehenden Mittelalter errichtet wurde. Die schönen Bilder wollen dem Beter helfen, sich der Gottesmutter anzuvertrauen und mit jedem „Gegrüßet seist du Maria“ in den Gruß des Erzengels einzustimmen. Die beiden aus Spenden finanzierten Altarbilder werden in der Abendmesse am Samstag, den 14. Oktober, feierlich geweiht.
Zu sehen ist auf der linken Seite der Engel Gabriel, der im Auftrag Gottes die Frohe Botschaft bringt. Seine Flügel erinnern an Pfauenfedern, in der linken Hand trägt er ein Zepter, während die rechte zum Segen erhoben ist. Das Spruchband zeigt die lateinische Anrufung „AVE [MARIA] GRATIA PLENA, DOMINUS TECUM“ – „GEGRÜßET SEIST DU, MARIA, VOLL DER GNADE, DER HERR IST MIT DIR.“ Ihm gegenüber sehen wir die Gottesmutter Maria im blauen Gewand mit einem roten Büchlein in der Hand. Die Lilie ihr zu Füßen verweist in der mittelalterlichen Bildsprache ebenso auf ihre Jungfräulichkeit wie ihre gekreuzten Arme. In ihrem Heiligenschein liest man in lateinischer Sprache den bekannten Vers aus dem Propheten Jesaja „SEHT, DIE JUNGFRAU WIRD EIN KIND EMPFANGEN, EINEN SOHN WIRD SIE GEBÄREN, UND MAN WIRD IHM DEN NAMEN IMMANUEL GEBEN.“ Gleichsam aus dem Himmel betrachtet Gott-Vater das Geschehen und folgt mit seinem Blick der Taube, die den Heiligen Geist symbolisiert.
Der Künstler Martin Schongauer wurde um 1450 als Sohn eines Goldschmieds geboren. Eine Lehre absolviert Schongauer in der Werkstatt seines Vaters, wo er das Handwerk des Zeichnens und Stechens erlernt. Urkundlich erfasst wird Schongauer erstmals im Jahr 1465, als er sich an der Leipziger Universität einschreibt. Vermutlich geht er anschließend bei einem Colmarer Maler in die Lehre. Um 1469 begibt sich Martin Schongauer auf Wanderschaft, die ihn u.a. nach Burgund und in die Niederlande führt. Im Jahr 1470-71 kehrt er zurück nach Colmar. Er scheint ein erfolgreicher Künstler zu sein, denn er ist mehrfach als Hausbesitzer beurkundet. Zwischen 1470 und 1475 entsteht der Orlier Altar, der heute im Musée unter den Linden im französischen Colmar aufbewahrt wird. Ursprünglich flankieren die Flügel einen heute verlorenen Mittelschrein, der vermutlich Schnitzfiguren enthielt. Ab dem Jahr 1489 arbeitet Schongauer in Breisach an einem Zyklus von Wandmalereien, als er 1491, wohl an der Pest, stirbt.