Vierzehnte Station: Verstummt

Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.

Jesus findet sein Grab vor den Toren der Stadt; dazu ist es noch ein fremdes Grab. Vor den Toren der Stadt, in einem fremden Stall, fern der Heimat Nazaret, begann sein Leben. Wie gelebt, so gestorben. Der Menschensohn hat nichts (vgl. Lk 9,58).

In seiner ursprünglichen Gestaltung läuft die Bilderfolge dieses Kreuzweges von der ersten bis zur 13.Station von links nach rechts; mit der 14. Station wird diese Richtung umgekehrt: Abschluss im wahrsten Sinne des Wortes! So wie der Stein das Grab fest verschließt und einen Schlusspunkt setzt, so ist für viele Menschen hier auch erst einmal Schluss, das Grab zunächst ein Endpunkt. Es bleibt ihnen nur, die Totenstille des Karsamstags auszuhalten. Bewusst fehlt diesem Kreuzweg die sog. 15. Station mit einem Bild des Auferstandenen, denn zwischen Vergangenem und Zukünftigem liegt nun einmal der Karsamstag,wo alles verheißen ist und doch nichts mehr spricht. Dem Betenden bleibt die Botschaft vom Hahn von der ersten Station und ein Blick auf die hiesige Gedenkstätte,die Johann Bernhard Wiesch und August Wessing gewidmet ist. Sie sind ihren ganz persönlichen Kreuzweg gegangen und wurden so zu Zeugen der Auferstehung. 

Wenn wir das Leben des Menschen betrachten, wie es uns von außen auf den ersten Blick erscheinen mag, dann finden wir bei ihm wie bei allen Dingen einen gemeinsamen Zug: die Zeitlichkeit. Alles atmet den Odem der Vergänglichkeit, alles Irdische lebt nur im Augenblick, fügt eine winzige Zeitspanne mühsam an die andere, wie ein Atemzug des Lebens sich an den anderen reiht, damit das Leben nicht aufhöre. Und jede Zeitspanne, jeder Atemzug kann der letzte sein, jeder ist nur wie geborgt für eine kleine Weile, immer nur einer und dann erst der andere.