St. Antonius-Kapelle

BAUERNSCHAFTS- und AUTOBAHNKAPELLE

Entstehungsgeschichte:

Als ältestes historisches Bauwerk der Stadt Gescher diente dieses Gotteshaus im Mittelalter vor allen Dingen den Menschen, die sich in einer Kranken- bzw. Seucheneinrichtung (Leprosorium) aufzuhalten hatten.  Eine im Chorraum befindliche Maueröffnung, das als  Hagioskop (aus dem Griechischen: „Heiliges Fenster“ oder besser „Fenster zum Heiligen“) bezeichnet wird, gibt Zeugnis für eine derartige Sozialeinrichtung. Menschen, die an Lepra erkrankten, wurden zur Bekämpfung von Ansteckungsgefahren aus der Dorf- und Stadtgemeinschaft ausgeschlossen und getrennt (Aussätzige). Sie mussten auf dem Lande in Holzhütten auf Friedhöfen leben. Durch das Hagioskop konnten sie von außen an den gottesdienstlichen Handlungen teilnehmen. Unabdingbar war die Wasserversorgung durch den nahegelegenen Berkelfluss sowie die Lage an einem Handelsweg der ehemals von Münster-Coesfeld-Zutphen (NL) –längs der Berkel- nach Deventer (NL) führte.

Seit 1998 steht St. Antonius Menschen, die unterwegs sind, als Autobahnkapelle zur Verfügung.

 

Architektur und Kunst:

Der Backsteinbau im gotischen Stil stammt aus dem 15. Jahrhundert und besteht als Saalkirche aus einem großen Versammlungsraum mit ca. 100 Sitzplätzen.  Das Mauerwerk zeigt den für unsere Region typischen Backstein in Klosterformat und den Sandstein aus den Steinbrüchen der Baumberge. Der älteste Teil, der nach Osten ausgerichtete Chorraum, stammt aus dem Jahre 1433. Im Jahre 1478 wird das Langhaus neu errichtet. Der Glockenturm wurde erst 1874 im neugotischen Stil an der Westseite der Kapelle angebaut. Im Untergeschoss als massives Viereck konzipiert, entwickelt der Turm sich im Mittelteil zu einem oktogonalen Achteck, bevor er mit einem Wetterhahn gekrönten schlanken Turmhelm in den Himmel sticht.

Im Jahre 1972 wurde der Innenraum der Kapelle nach den Vorgaben des 2. Vatikanischen Konzils neugestaltet. Bei einer Renovierung im Jahr 1983 wurden die farbigen Floramotive eines mittelalterlichen Rankenwerkes in den Kreuzgewölben freigelegt. Im Jahre 2014 wurde der Dachstuhl erneuert und das Dach neu verschiefert. Sein derzeitiges Aussehen erhielt der Innenraum nach umfangreichen Renovierungsarbeiten im Jahr 2019. Der Fußbodenbelag, die Bänke und die übrigen sakralen Ausstattungsgegenstände, welche im Stil der 70er gehalten waren, wurden ersetzt. Insbesondere der aus der profanierten gescheraner Marienkirche stammende Altar und der dazugehörige bronzene Tabernakel vom Künstler Heiermann aus Köln sind hier zu nennen. Abgerundet wird der Gesamteindruck durch die Baumberger Sandsteinfließen und die historischen Kirchenbänke.

„Der Altar ist Christus“ heißt es in der Liturgie der Altarweihe. So schmücken die vier Bilder des Erlösers den Altar der Antoniuskapelle: seine Geburt, seine Kreuzigung, seine Auferstehung und seine Wiederkunft in Herrlichkeit. Der bronzene Tabernakel als Aufbewahrung der heiligen Kommunion ist einem königlichen Zelt nachempfunden. Das hochaufragende, gekreuzte Dach ist an seinen vier Giebeln mit eucharistischen Motiven geschmückt und war früher mit Bergkristallen bekrönt.

Eine Bibel für „arme Leute“ bzw. Analphabeten stellt die in Sandstein gefasste Gregoriusmesse dar. Dort wird eine Heilige Messfeier mit dem Papst Gregor figürlich dargestellt, bei der das zentrale Glaubenselement, die Wandlung von Brot und Wein in den Leib Jesu dokumentiert wird. Passionswerkzeuge sowie ein menschenverschlingender Drache, als auch die Darstellung des Himmels sind in Sandstein symbolisch meisterlich ausgearbeitet. Diese filigrane Steinmetzarbeit ist nach der Reformation (1517) entstanden, kann aber leider keiner Werkstatt zugeordnet werden.

Der Namenspatron der Kapelle, St. Antonius Abbas ist mit seinem Attribut, dem Schwein, als eindrucksvolle Holzplastik aus Eiche ausgeführt. Diese geschnitzte Figur stammt ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert. Der Schnitzer ist unbekannt. Jährlich am 17. Jan. feiert die Gemeinde ihren Schutzpatron am Patronatsfest und zeugt von der Verbundenheit der Tungerloher mit ihrem Heiligen.

Adresse: Tungerloh-Capellen 110, 48712 Gescher

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Neue Friedhofssatzung und Gebührenordnung

Für den Friedhof in Tungerloh gilt ab November 2021 eine neue Satzung und Gebührenordnung.